Mittwoch, 4. Juli 2018

Achtung, Ansteckungsgefahr: Ein nachahmenswertes Rezept für himmlischen Wattekuchen

Ich bin eine Influenca. Sagt man das so? Klingt irgendwie viral ansteckend - aber das bin ich ja auch regelmäßig (vor allem, seit meine Kinder Gemeinschaftseinrichtungen besuchen). Ich meine, ich bin ein Influencer mit weiblichen Argumenten, die die Kaufentscheidungen anderer Frauen beeinflussen - vorzugsweise: Freundinnen und Nachbarinnen aus meinem privaten Umfeld. Und zwar schon seit vielen, vielen Jahren. Noch bevor es diesen Begriff für all die Mädels und Muttis gab, die erst ihre Bikinis, dann ihre Babybäuche, später ihre After-Birth-Bodys, Buggys und Bungalows in sozialen Netzwerken zur Schau stellten, war ich eine Influencerin. Nur hat das bisher noch (fast) niemand gecheckt: Soll heißen, ich bekomme keine Influencer-Awards, kein Geld für meine Posts und nicht mal feuchte Toilettentücher zum kostenlosen Testen zugeschickt. 

Meine liebsten Follower=Kinder ahnen meine Überzeugungskraft bereits, an der ich offensichtlich noch arbeiten muss: „Wenn Mama sagt, wir sollen ganz schnell unsere Zimmer aufräumen, und zwar sofort, dann räumen wir lieber unsere Zimmer auf, und zwar überüberübermorgen.“ Und mein treuester Follower=Mann weiß sowieso, welch überaus positiven Einfluss ich seit 15 Jahren auf ihn ausübe (jetzt beim Lesen schön brav nicken, mein Schatz).



Gelingt selbst mir immer: Wattekuchen

Aber jetzt habe ich endlich den offiziellen Beweis dafür, dass ich auch für Außenstehende eine Influencerin bin: einen kleinen, rechteckigen Pappteller, den ich gollumartig wie meinen Schaaaatz hüte. Zwar gut sichtbar für unsere Besucher (vor allem aber für mich), jedoch außer Reichweite für kleine schmutzige Patschehände und große schmierige Fettflecken, die ihn verunreinigen könnten, liegt der Beleg für meinen „Influence“ seit ein paar Wochen inmitten meiner Küche - die übrigens vom Möbelschweden ist (das Modell kann ich auf Nachfrage mitteilen - falls sie jemand  direkt nachbestellen möchte). In eilig hingekritzelten Bleistiftbuchstaben ist dort eine E-Mail-Adresse zu lesen. Die Kontaktdaten einer fremden Frau. Ich bekam den Pappteller nach dem Mini-Handball-Turnier meiner Kinder zugesteckt. Für mich war das eine Sensation: Dieser Frau hatte mein selbstgebackener Kuchen so gut geschmeckt, dass sie gern das Rezept haben wollte. Das hatte es zuvor noch nie gegeben.



Mein Schaaaatz


Keine meiner Freundinnen (vielleicht sollte ich unser Verhältnis überdenken) hat mich jemals nach dem Rezept für den sitzengebliebenen Marmorkuchen, die verkohlten Pfannkuchen, die Waffeln komplett ohne Zucker und den missratenen Rhabarberkuchen gefragt, die ich ihnen und ihren Kindern stets aus Versehen zubereitet und dann - aufgrund von Zeitnot sowie mangelnder Alternative - verlegen serviert hatte. Doch jener Turnier-Samstag, das war mein Tag. Dass meine Tochter zwei Tore warf und mein Sohn zum ersten Mal einen Ball gefangen hatte, war auch nicht übel. Aber dieser Pappteller....


Macht beim Kindergartenbüfett keinen guten Eindruck: mein Rhabarberkuchen


Dass ich eine Influencerin bin, war mir an jenem Vormittag, den wir in der Großsporthalle unserer Kleinstadt verbrachten, immer wieder vor Augen geführt worden. Meine Variante des Wattekuchens lag nicht nur auf den Tellern der eigenen Mannschaft. Sogar einige Eltern der gegnerischen Seite beobachtete ich, ohne meine Identität preiszugeben, wie sie mit Genuss in die Kokos-Puddingstückchen bissen. 

Und das war nicht mein einziger Influence-Triumph: Auch mein heiß geliebtes Oberteil, das ich beim Turnier ein paar Wochen zuvor getragen hatte (es ist grau-schwarz-gezackt, Achtung beim Nachbestellen: Es fällt etwas größer aus) lief dort gleich zweimal an mir vorbei und drei Wochen später noch einmal im Training (Ihr findet es in einem großen Online-Versandmodehaus inzwischen in der Kategorie „Bestseller“, na, Ihr könnt Euch nun denken, warum, zwinker, zwinker). 



Derzeit nicht ansteckend

Ich habe kein Problem damit, meine Erfahrungen (nicht alle, ein paar behalte ich dann doch lieber für mich) weiterzugeben und IM AUSTAUSCH (Geben & Nehmen)  die Erfahrungen anderer Menschen bequem beim Zuhören zu sammeln - dann muss ich nämlich nicht immer alle selbst machen. All diese Inspirationen und Errungenschaften bereichern meinen Alltag. Nicht weil ich sie ohne Sinn und Verstand kopiert habe, sondern weil ich so manche Empfehlung, die mir auf Anhieb gefiel, ausprobiert und so abgewandelt habe, wie sie zu mir und meiner Familie passt. Wie das Rezept dieses Wattekuchens, das ich vor zwei Jahren auf der Internet-Plattform Chefkoch fand und nach unserem Geschmack etwas verändert habe...



Vanillepudding


Viel Spaß beim extrem easy-peasy Nachbacken und Teilen des Rezepts, denn das bringt bekanntlich Freude. Übrigens sind wir alle ein bisschen Influencer: Jeder, der in der Vergangenheit andere Menschen mit Rat und Tat inspiriert hat. Also: Her mit den Awards für jeden von uns. Manchmal reichen jedoch auch ein Küsschen mit Wattekuchen verklebtem Mäuse-Mund als Auszeichnung für die gute Idee, die man hatte. Oder ein einfacher Pappteller. 






Rezept: Wattekuchen


Zutaten:

Für den Teig:

  • 475  Gramm Mehl
  • 275  Gramm Zucker
  • 225  Milliliter Rapsöl
  • 200  Milliliter kohlensäurehaltiges Wasser
  • 4      Eier
  • 1       Päckchen Backpulver

Für den Belag:

  • 1      Päckchen Vanillepuddingpulver 
  • 500 Milliliter Milch
  • 1      Esslöffel Zucker
  • 100 Gramm Kokosraspel
  • 100 Gramm Butter
  • 100 Gramm Zucker


Ihr heizt den Backofen auf 175 Grad (Unter- und Oberhitze) vor. Dann verrührt Ihr die Zutaten für den Teig mit dem Handrührgerät oder der Küchenmaschine, bis er schön geschmeidig ist. Die Masse verteilt Ihr auf einem gefetteten oder mit Backpapier ausgelegtem Blech und schiebt es für 20 Minuten auf mittlerer Schiene in den Backofen. 



Flüssiger Teig auf Backblech


Während der Teig auskühlt, kocht Ihr den Vanillepudding nach Packungsanweisung (Achtung: anstatt der meist angegebenen fünf oder sechs Esslöffel Zucker, nehmt Ihr nur einen Esslöffel Zucker, sonst wird es zu süß). Anschließend streicht Ihr den Pudding auf den fertig gebackenen Teig.



Fertig gebackener Teig - hier streicht Ihr den Pudding drauf


Dann gebt Ihr Kokosraspel, Butter und Zucker bei niedriger Hitze in einen Topf. Unter ständigem Rühren lasst Ihr die Masse zergehen, bis sie golden glänzt, bevor Ihr sie schließlich auf den Pudding streicht, der noch leicht warm sein sollte. 



Rührend:Butter-Kokos-Zuckermasse


Jetzt nehmt Ihr den Wattekuchen mit auf jedes Handballturnier, Kindergartenfest und unter anderem Firmenjubiläum, das sich Euch in den kommenden Wochen bietet, und beobachtet gespannt, wie die Gäste darauf reagieren. Sie werden den Wattekuchen lieben - also packt genug (Papp-)Teller ein.  

Macht's Euch und anderen Menschen schön!
Herzliche Grüße,
Sarah