Donnerstag, 31. August 2017

Das bisschen Haushalt und so: Wie ich auch ohne Bügeleisen alle gnadenlos plattmache

Auch meine Woche hat nur sieben Tage mit jeweils gerade mal 24 Stunden. Viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass ich in dieser Zeit täglich für vier Personen koche, immer wieder arbeite, permanent die Kinder von A nach B oder C - sogar bis Z - fahre und nachmittags mit unserem Hund rausgehe. Noch dazu will und muss ich ab und zu meinen Schlaf pflegen, täglich unseren Haushalt, wöchentlich unseren Garten, regelmäßig meine Freundschaften, möglichst häufig meine Leidenschaften wie Yoga, Nähen, diesen Blog sowie nebenher noch meinen Körper. Um etwa drei Stunden pro Woche für all die schönen Dinge des Lebens zu gewinnen, habe ich mich vor ein paar Monaten von einer unliebsamen Beschäftigung getrennt: Ich bügele nicht mehr. 




Okay, das stimmt nicht so ganz: Ich bügele nur noch alle drei Wochen genau 15 Minuten lang - so lang benötige ich im Schnitt für die sechs Hemden meines Mannes und zwei Blusen von mir. Verglichen mit all den verlorenen Stunden, die ich sonst wöchentlich am Bügelbrett verbracht habe, ist das jedoch nix.




Ich habe noch nie gern gebügelt. Da halfen selbst meine Lieblingssendung im Fernsehen und gleichzeitige Telefonate mit meinen Freundinnen nicht viel (das zählt für mich übrigens als Multitasking). Dass ich im Sommer mit meinem Bügelbrett auf der Terrasse Ablenkung suchte, machte es auch nicht besser. Das monotone Hin- und Hergeschiebe des Bügeleisens macht mir einfach keinen Spaß. Meinem Mann kann ich diese Aufgabe leider auch nicht übertragen, weil er nunmal besser bohrt als bügelt und ich großen Wert darauflege, Kleidung mehr als einmal zu tragen.




Unterwäsche, Bettwäsche und die Kleidung der Mäuse habe ich eh noch nie gebügelt. Aber auch bei unseren Jeans, die inzwischen so skinny sind, dass sie beim Tragen keine Falten mehr werfen können, und meinen Trägerhemden, die ich ausschließlich unter meiner Oberbekleidung trage, wurde mein Bügeleisen plötzlich überflüssig. Damit unsere sonstigen Sachen, sprich: T-Shirts, Sweat-Shirts und zum Beispiel weitere Hosen möglichst knitterfrei in den Schrank wandern, wende ich einen Trick an, den ich bei Pinterest entdeckt habe. Ich wasche unsere Wäsche weiterhin bei den empfohlenen Temperaturen, jedoch reduziere ich den Schleudergang auf 800 Umdrehungen pro Minute. Die Wäsche ist dann genauso sauber wie vorher (nee, das wäre ja doof: also genauso sauber wie bei 1400 Umdrehungen zum Beispiel) - und hat gleichzeitig die besten Voraussetzungen, dass ich sie in den Trockner stecke oder faltenfrei auf Kleiderbügeln im Keller zum Trocknen aufhänge.




Hier ist dann doch ein wenig Eile geboten. Ich achte darauf, dass ich die Waschmaschine und den Trockner so time, dass ich zu Hause bin, wenn sie piepsen. Wenn ich die Wäsche umgehend nach dem Waschen aufhänge oder in den Trockner gebe und sie dann sofort dort heraushole und zusammenlege, wenn er fertig ist, erziele ich das beste Ergebnis: knitterfreie Kleidung, die ich schnell zuunterst in die Fächer unserer Kleiderschränke einsortiere, wo sie sich unter den weiteren Hosen und Shirts, die dort liegen, noch mehr glätten.





Falten entstehen bei mir nur noch, wenn ich zu viel Zeit verstreichen lasse (ich merke, dass das auch für mein Gesicht gilt): Ich muss die Wäsche sofort aus dem Trockner nehmen, sonst funktioniert's nicht. Nur die Hemden, die mein Mann, neben seinen Poloshirts, an der Arbeit trägt, zwei, drei Blusen von mir und manchmal auch ein Kleidchen der Zaubermaus landen derzeit in meinem Bügelwäschekorb im Keller, wo sie darauf warten, dass ich in der richtigen Stimmung bin, um sie gnadenlos plattzumachen.




Ich befürchte, dass die Zeit gegen mich und meine Bügel-Antipathie spielt: Irgendwann werden die Hosen vermutlich wieder weiter getragen und irgendwann werden auch die Klamotten der Mäuse größer. Gezwungenermaßen werde ich dann wohl wieder häufiger zum Bügeleisen greifen müssen. Doch wenn es dann tatsächlich soweit sein sollte, werde ich vermutlich so mit meinen eigenen Falten beschäftigt sein, dass mir die in meiner Wäsche vergleichsweise wenig ausmachen dürften.


Faltenfreie Grüße,
Sarah

Samstag, 26. August 2017

Erholung und Verwahrlosung, Vorzelte und Vorurteile - Wir benehmen uns wie Camper!


Auf den Kennzeichen, die vor den Spitzengardinen an den Heckscheiben ihrer Wohnwagen zu lesen sind, steht "Manfred und Uschi", manchmal auch "Puschel&Schnuffel" oder "Rügen1996". Sie tragen vorzugsweise Socken in Crocs, Gürteltaschen über ihren Achselshirts, Sonnenbrillen mit Nike-Haken am Bügel und winzig kleine Strohhüte, während sie sich den ganzen Urlaub immer nur von ihren Klappstühlen erheben, um dem Wohnwagennachbarn beim Grillen gut gemeinte Ratschläge zu erteilen, zum Gemeinschaftsbad am anderen Ende des vollbesetzten Platzes zu schlurfen oder ein weiteres Tetrapak Wein zu holen, das sie auf ihrem Tisch mit Wachstuchdecke vor dem Vorzelt platzieren. Mag sein, dass es Camper wie diese gibt. Wir haben bisher jedoch noch keinen Vertreter dieser berüchtigten Spezies getroffen.




Vielleicht liegt es an den Campingplätzen, die wir im Vorfeld sorgfältig anhand ihrer ADAC-Sterne und Bewertungen ausgewählt haben: Denn dort, wo wir bis jetzt mit unserer Emma Urlaub gemacht haben, haben wir in erster Linie zivilisierte Menschen getroffen - was wir von so manchem Vier-Sterne-Hotel auf Mallorca, Fuerteventura oder Rhodos von den weiteren Gästen und dem Personal nicht immer behaupten konnten. Merke: Selbst eine Louis-Vuitton-Handtasche sagt noch lange nichts darüber aus, ob und wie seine Besitzerin sich benimmt. Zumal sie falsch sein könnte. 


Die Parzellen des Hvidbjerg Strand Ferienparks in Dänemark

Sowohl am Wulfener Hals auf Fehmarn als auch am Hvidbjerg Strand in Dänemark zum Beispiel ging es an all den Tagen, die wir dort verbrachten, sauber und ruhig zu. Keine Prolls, keine Assis (bis auf einen einzigen "Quoten-Idioten", aber der fällt bei mehr als 1500 Stellplätzen nicht weiter ins Gewicht), aber auch keine Snobs mit Designer-Kulturbeutel: Viele freundliche Familien, familienfreundliche Rentner und sowohl senioren- als auch familienfreundliche Sportler, die einander höflich grüßten und sich dann wieder in ihre Parzelle zurückzogen. 


Unsere Emma macht Urlaub 

Die Stellplätze waren stets so groß, dass sie ausreichend Diskretionsabstand zu den Nachbarn boten, die eh meistens nicht da waren. Denn die meisten Campingplatz-Bewohner machten es wie wir: Sie holten sich täglich frische Brötchen beim platzeigenen Bäcker und verbrachten dann, nach dem Frühstück, den Tag am Strand, gingen zum Surfen, Paragliding, Minigolf oder anderen Aktivitäten außerhalb des Platzes.


Mini-Camper

Abends, beim Spülen, traf man schließlich den einen oder anderen weiteren Bewohner, wechselte vielleicht mal ein oder zwei Wörter miteinander, grillte für sich und seine Familie noch ein paar Würstchen und ging dann früh zu Bett, weil man am nächsten Tag fit fürs Outdoor-Programm sein wollte. Keine Gelage, kein Animationsterror, keine nächtliche Ruhestörung durch grölendes Partyvolk.


Der Hvidbjerg-Strand-Ferienpark in Blavand liegt direkt am Meer.

Ausgeruht starteten wir alle in den Tag, der keineswegs in einer Gemeinschaftsdusche begann. Auf den Campingplätzen, die wir uns aussuchen, gibt es stets mehrere Waschhäuser - viele von ihnen mit großzügigen, bunten Familienbädern. Die kann man aufsuchen, muss man aber nicht, wenn einem das eigene Mini-Bad im Wohnwagen reicht. Ich ziehe die geräumigen Duschkabinen in den Sanitärhäusern vor, die mit ihren gemauerten Wänden mehr Duschraum sind als Kabine. Sie sind abschließbar - genau wie die Waschräume mit Waschbecken, die man ebenfalls (in der Regel) allein benutzt. Und sie sind (in der Regel) sauber: Ich habe bisher zum Beispiel noch keine Haare, Nägel oder andere Rückstände von den vorherigen Benutzern in den Bädern gefunden - ich habe aber auch nicht mit der Lupe danach gesucht.


Eines der vielen Waschhäuser im Hvidbjerg-Strand-Ferienpark in Dänemark.

An die stillschweigende Übereinkunft, dass man das Bad, die Geschirrspülbecken und zum Beispiel den Wäscheraum so verlässt, wie man ihn selbst vorfinden möchte, haben sich (in der Regel) die Camper bisher gehalten, die mit uns die Plätze bewohnten. 


Unter freiem Himmel macht das Geschirrspülen wenigstens ansatzweise Spaß. 

In Sneakers oder Flip Flops, Shorts oder Jeans, Fleecepullis oder Softshell-Jacken bewegten wir uns über den Campingplatz, der seinen Ruf, entweder spießig oder schmuddelig zu sein und ausschließlich Proleten zu beherbergen, nun wirklich nicht (mehr) verdient hat. Es sind vielmehr Ferienparks, in denen jeder mit seinem eigenen Apartment auf Rädern anreist, um einen entspannten, wohltuenden Urlaub zu genießen.


Die hübschen Fischerhütten liegen direkt neben den Wohnwagenstellplätzen am Teich des Hvidbjerg-Strand-Ferienparks in Blavand. 

Von wegen "Camping ist der Zustand, in dem man die eigene Verwahrlosung als Erholung bezeichnet": Gehengelassen - auch optisch - hat sich so gut wie niemand, der uns hier begegnete.  Keine Gürteltaschen, Unterhemden oder in den 1980er-Jahren stehengebliebene Vokuhilas. Bis auf einen Mann, den ich zweimal mit Socken in Crocs ertappte und der sich bei näherem Hinsehen als meiner entpuppte. Schnuffel, setz bitte die Sonnenbrille ab. Ich hol uns mal ein neues Tetrapak Wein. Wir müssen reden.


Nie mehr fremde Betten!
Herzliche Grüße,
Sarah

Dienstag, 22. August 2017

Auf die Schränke, fertig, los! So machen wir unseren Wohnwagen reisefertig

"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust": die Seele einer Deko-Tante und die Seele einer Minimalistin. Die Deko-Tante, die im Rahmen ihrer Shopping-Touren im Depot schon zwei, drei Stellenangebote erhalten hat, weil sie sich dort so gut auskannte, verteilt im ganzen Haus munter Laternen, Körbe und unter anderem Duftkerzen. Die Minimalistin freut sich, dass sie wenigstens im Wohnwagen Ruhe vor all dem Gedöns hat. Schließlich ist nicht nur das Gewicht unserer Emma beschränkt, sondern auch der Platz darin. Wir müssen genau abwägen, was wir in den Urlaub mitnehmen (ich berichtete hier: Das schwere Schicksal der Emma Knaus).





Um nicht vor jeder Reise komplett von vorn mit dem Packen zu beginnen, sondern jederzeit mal spontan über ein Wochenende wegfahren zu können, ist unser Wohnwagen das ganze Jahr über mit den für uns notwendigen Dingen ausgestattet.





Die Grundausrüstung unserer Emma umfasst: 
  • Ein paar Kinderbücher, Gesellschaftsspiele, eine Puppe, Blätter und Stifte: also Spielsachen, die die Mäuse nicht unbedingt jeden Tag zu Hause brauchen, bleiben in den Oberschränken der Emma und werden gelegentlich ausgetauscht. Sie befinden sich in kleinen Plastikkörben und zwar mittig über unserer Sitzecke, die wir am Urlaubsziel in unser Bett umwandeln.




  • Küchenrolle, Bettlaken, Desinfektionszeug, Batterien, Ersatzglühbirnen, Kugelschreiber, Schere und Erste-Hilfe-Box bewahren wir ebenfalls in den Hängeschränken über unserer Sitzecke = Bett auf.
  • Auch Duschgel, Shampoo und unter anderem Sonnencreme haben wir stets in kleinen Flaschen in den Körben und dem Hängeschrank im Bad unseres Wohnwagens auf Vorrat - neben einem Reisefön, ein paar ausrangierten, aber immer noch schönen Handtüchern sowie für ein paar Tage ausreichendes Toilettenpapier. 



  • Die kleine Kochnische ist mit Plastiktellern, Bechern, Tassen, Schüsseln für Salat beziehungsweise Müsli (Oberschränke), einem Sieb, Besteck, Schneidbrettchen, Geschirrtüchern, Spülmittel, einer kleinen Tüte Waschpulver, Müll- und Gefrierbeuteln, Wachstuchtischdecke, einem Brotkasten, Topf, Bratpfanne und Wasserkocher (Unterschränke) bestens auf kurzfristige Reisen vorbereitet.
  • Ein Campingtisch mit vier Stühlen, ein kleiner Beistelltisch, ein klappbares Campingregal  fürs Vorzelt, eine mobile Wäschespinne  und eine Tasche mit Sandspielzeug für die Mäuse befinden sich unter dem Bett des Mäuserichs. 
  • Fernsehkabel, Mehrfachsteckdosen, Spüleimer, Handstaubsauger, Handfeger mit Schaufel und Oscars Näpfchen liegen unter den Bänken der großen Sitzecke.
In den Wohnwagen wandern also regelmäßig Dinge, die wir zu Hause nicht mehr benötigen, die aber noch zu gut erhalten sind, um sie wegzuwerfen.




Wir packen unsere Plastikkisten und nehmen mit:

  • unsere fertig bezogenen Kissen und Decken. Sie kommen während der Fahrt auf die Betten der Mäuse. Unser Bettzeug liegt währenddessen auf der großen Sitzbank.
  • Die Kuscheltiere der Mäuse, aktuelle Lieblingsspielsachen wie Tiptois oder Storios verstauen wir in den Hängefächern ihrer Schlafkojen. 
  • Die Kleidung für die Mäuse packe ich zu Hause in zwei Plastikboxen mit Deckel, die exakt in die Fächer unter den großen Sitzbänken passen. Am Urlaubsort sortiere ich sie dann in die Hängeschränke über der kleinen Sitzecke ein.
  • Ähnliches gilt für unsere Kleidung: Sie wird zu Hause in zwei Plastikkisten gelegt, die wir während der Fahrt unter dem Tisch der großen Sitzecke transportieren. Nach der Ankunft wandern unsere Klamotten in den kleinen Kleiderschrank, die Kisten kommen ins Vorzelt, wo wir schließlich unsere Schuhe und die der Kinder hineinwerfen.
  • Einen Beutel mit Kosmetiksachen für uns (Bad), einen weiteren mit Medikamenten für den Notfall (Oberschrank) packen wir ebenfalls stets aufs Neue ein.




  • Genau wie zwei Tüten Milch, zwei Flaschen Wasser (unter der kleinen Sitzbank), Müsli, Nutella, Marmelade, Reis, Nudeln, Saucen und Suppen aus der Tüte (für den Notfall; Oberschrank der Kochnische), Salz, Pfeffer, Gemüsebrühe, Zucker, Mehl und Vanillezucker (Unterschrank der Kochnische) sowie Joghurt, Margarine, Wurst, Käse (Kühlschrank), Zwiebeln und Äpfel.
  • Unser Weber-Gasgrill zum Mitnehmen und das Waffeleisen sind ebenfalls schnell verstaut.
  • Auch Oscars Futter und sein Körbchen sowie eine Zeckenzange gehen stets mit auf Tour.                                        







Eine Liste in meinem Handy sorgt dafür, dass wir nichts davon vergessen. Vor jedem eingepackten Gegenstand setzen wir einen Haken, den wir nach jeder Reise wieder entfernen, damit wir die Liste mit all unseren Must-Haves und einigen Nice-To-Haves für die nächste Tour wiederverwenden können. So sparen sowohl die Dekotante als auch die Minimalistin viel Zeit und vor allem viel Stress, den sich meine beiden schrulligen Mitbewohnerinnen nicht vor unserem gemeinsamen Urlaub machen wollen. Denn in unserem Urlaub wird's noch stressig genug, wenn wir zwei uns zum Beispiel um die letzte freie Strandliege streiten. 😂

Macht Euch keinen Stress!
Herzliche Grüße, 
Sarah  


Samstag, 19. August 2017

Das schwere Schicksal der Emma Knaus - Unser Wohnwagen muss auf sein Gewicht achten

Unser Wohnwagen Emma und ich, wir teilen uns ein - in der Tat - schwerwiegendes Schicksal. Jedes Jahr, wenn der Urlaub naht, müssen wir streng auf unser Gewicht achten. Ich, weil ich in meinem neuen Badeanzug am Strand einigermaßen zufrieden mit mir auftauchen will (ich dachte da so ganz bescheiden an einen Auftritt wie Bond-Girl Halle Berry in "Stirb an einem anderen Tag"). Emma, weil sie überhaupt an unserem Urlaubsziel auftauchen will und nicht aufgrund ihres Übergewichts schon auf der Autobahn absaufen darf (wie die Titanic in "Titanic").




Während ich für mein Gesamtgewicht höchstens von meinem kritischen Gewissen dafür bestraft werden kann, dass ich nicht das ganze Jahr über diszipliniert an meiner Bikini-Figur gefeilt habe, sondern mal wieder Last Minute, drohen Emma aufgrund ihres zu hohen Gesamtgewichts deftige Geldbußen. 


Das ist nicht Halle Berry. Das bin ich. Ich übe noch.

Üppig ausgestattet mit massivem Hochbett, Kaffeemaschine, Fernseher, Waffeleisen und Weber-Gasgrill wiegt Emma schon jetzt 1150 Kilogramm (die Arme kann nichts dafür, sie hat halt ein schweres Grundgerüst). 1200 Kilogramm dürfen es höchstens sein. Was ihren BMI (Body-Mass-Index) betrifft, befindet sich Emma allein wegen ihrer Knaus-Gene im besorgniserregenden Bereich. Das wussten wir vor unserer ersten Wohnwagen-Reise noch nicht, als wir im Frühjahr nach Fehmarn fuhren: Unkontrolliert (von meinem Mann) packten die Zaubermaus zehn Puppen, der Mäuserich 20 Spielzeugautos und ich 30 Paar Schuhe (grob geschätzt) in den Wohnwagen.




Doch die rosigen Zeiten sind vorbei: Emma war nämlich auf der Waage. Wir sind dafür extra zum Schrotthändler gefahren und ich bin extra fluchtartig ausgestiegen, damit die Frau im Kontrollhäuschen nicht ablesen konnte, was ich auf die Waage bringe (als würde das die Dame interessieren). 1150 Kilogramm (ich darf doch sehr bitten: das bezieht sich natürlich auf Emma) inklusive Vorzelt - das war eindeutig zu viel, fand mein Mann, der sich sonst weder mit seinem noch mit meinem Gewicht befasst.




Weil er sich jedoch peinlichst an alle Regeln hält, die sich der Gesetzgeber so ausdenkt (er fährt zum Beispiel vorbildlich exakt 50, wenn Tempo 50 gilt), stand jetzt vier Wochen lang eine Waage im Eingangsbereich unseres Hauses. Als Mahnmal sozusagen - direkt vor der Küche. Während ich nach jedem Gang zum Kühlschrank sorgfältig darauf achtete, nicht versehentlich draufzutreten (nicht mal hinzuschauen), stellte mein Mann als eine Art Türsteher alles auf die Waage, was den Wohnwagen verlassen musste und was so immens notwendig war, dass es hinein durfte. Akribisch notierte mein Mann zarte Minus- und fette Pluszeichen auf seine Gewichtsliste. Dass wir das Vorzelt unter der Sitzecke unserer Emma herausholten und jetzt im Kofferraum unseres Autos transportieren, erbrachte uns eine Ersparnis von satten 16 Kilogramm. 




Vier Dekokissen à 1,2 Kilogramm und unter anderem ein künstlicher Lavendelbusch, der 600 Gramm wog, mussten ebenfalls die Emma verlassen, damit wir zum Beispiel eine Packung Oreo-Kekse, sechs meiner bislang nur halb gelesenen Romane und ein zweites Paar meiner Birkenstocks mitnehmen konnten. Denn wenn wir plötzlich Prioritäten setzen müssen und einen Teil der Deko aus dem Wohnwagen verbannen, dann bestimme ich wenigstens, was wir stattdessen mitnehmen: nämlich anderen Kram von mir.




Die strenge Gewichtskontrolle hatte jedoch auch ihre Vorteile: Ich kann mit meinem Wissen, wie viel eine Zeckenzange für Hunde, zehn Batterien und zum Beispiel 16 Unterhosen des Mäuserichs wiegen, irgendwann bei einer Neuauflage von "Wetten, dass?" antreten; Emma ist mit einem Idealgewicht von exakt 1200 kg in den Urlaub gestartet; und mein Mann grinste zufrieden, als er mit den vorgeschriebenen 100 km/h auf der Autobahn in Richtung Dänemark fuhr. Neben ihm seine Oreo-Kekse futternde Frau, die den ganzen Urlaub über brav weiterhin dafür sorgte, dass sich Emmas Gewicht reduzierte und - mehr oder weniger gerecht verteilt - auf die Hüften der Mitreisenden verlagerte. 




Macht's Euch leicht. Esst mehr Eiscreme!
Herzliche Grüße,
Sarah

Mittwoch, 9. August 2017

Wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende: Wie ich wieder lesen lernte

"Ich erinnere mich noch genau: Es war ein Dienstag. Ich hatte gerade den neuen Roman von Nora Roberts ins Regal geräumt, als diese blonde Frau mit vier prall gefüllten Einkaufstüten die Buchhandlung betrat, vor dem Regal mit Belletristik stehenblieb und sich suchend umblickte. Immer wieder nahm sie verschiedene Bücher heraus, las kurz den Klappentext und stellte sie entnervt zurück. Als ich sie fragte, ob ich ihr helfen könne, sagte die Kundin, dass sie ein Buch suche, in dem niemand sterben dürfe, erst recht keine Kinder, es dürften keine Morde, kein Totschlag, keine Kriege, keine Misshandlungen und schlimmen Unfälle darin vorkommen - das echte Leben sei schließlich schon dramatisch genug. Ein Buch, das erheitert, ohne albern zu werden, nichts Oberflächliches, sondern etwas mit Tiefsinn. Jan Weiler habe sie bereits gelesen, von ihm bitte nicht schon wieder etwas. Und nie wieder Kafka. Ansonsten: schöne Literatur eben. Ich empfahl ihr 'Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand'. Sie nahm es und zahlte. Ich sah sie nie wieder."    




Wäre das hier kein Blog, sondern ein Roman, könnte er vielleicht so beginnen: mit der Schilderung der Buchhändlerin, der ich als blonde Frau mit vier prall gefüllten Einkaufstüten neulich meinen besonderen Wunsch anvertraute. Ich wollte mal wieder etwas Schönes lesen. Ich bekam ein Buch, das seitdem auf meinem Nachttisch lag - ganz oben auf dem Stapel mit den fünf weiteren literarischen Werken, die ich nach den ersten 50 Seiten weggelegt habe, weil mir beim Lesen die Augen zufielen und sie nun mal nicht so ansprechend waren, dass ich es am nächsten Abend erneut mit ihnen aufnahm.


In meinem früheren Leben (das ohne Kinder) war ich ein Bücherwurm, der sich im Arbeitszimmer Seite für Seite durch das sechs Meter breite und über zwei Meter hohe Regal voll mit Lesefutter fraß. Klassiker der Weltliteratur von Goethe, Schiller, Dickens, Zola und zum Beispiel Shakespeare, Bestseller von Jan Weiler, Daniel Glattauer ("Gut gegen Nordwind" - aus besonderem Grund noch immer mein Lieblingsbuch) bis hin zu Ferdinand von Schirach: Ich kaufte sie mir stapelweise, las sie noch am selben Tag und stellte sie anschließend wie Trophäen in den Schrank. Romane, Novellen, Kurzgeschichten, Dramen, Sachbücher, sogar absurde Gedichte: Ich habe sie - vor, während und nach meinem Studium mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft - mit einem Happs verschlungen.




In meinem heutigen Leben (das, in dem Kinder die Hauptrolle spielen) fehlten mir in den vergangenen Monaten tagsüber die Zeit und abends nach der ausgedehnten Vorleserunde für die Mäuse die Kraft, mich nun auch noch mit den Problemen fremder Romanfiguren zu befassen. Den Großteil meiner Bücher, die ich stets eh nur einmal gelesen habe, nie mehrfach, habe ich verkauft und verschenkt. In meinem alten Bücherregal im Keller lagern jetzt die Klamotten und Spielsachen der Mäuse, die wir auf dem Flohmarkt verkaufen wollen. 




Weil Lesen jedoch ein wichtiger Teil von mir ist, der mich ausmacht, meine Sicht auf die Dinge immer wieder verändert, meinen Horizont erweitert, habe ich mich selbst überlistet. Da ich eh bereits regelmäßig mit den Mäusen die Stadtbibliothek besuche, die zum Glück (noch) Bücher lieben, leihe ich dort seit kurzem auch Romane für mich aus, was ganz nebenbei Geld und Platz in meiner heutigen Bücher-Vitrine spart. Drei Wochen habe ich Zeit zum Schmökern - pünktlich zum Abgabetermin müssen die Bücher komplett gelesen sein. Verlängern gilt nicht, da bin ich sehr streng mit mir. Und es funktioniert. War es zu Beginn meiner mir selbst auferlegten Pflichtlektüre als Wiedereingliederungsmaßnahme in die Literatur nur ein etwa 120-seitiger Roman, den ich zu Ende las, so sind es mittlerweile schon zwei, manchmal drei. Heiter müssen sie inzwischen nicht mehr unbedingt sein, auch an die ersten leichten Schicksalsschläge traue ich mich langsam wieder heran.




Zu meinen Tricks gegen meine abendliche Buchstaben-Müdigkeit gehört auch, dass ich mir eigens eine kleine, bei Bedarf sehr helle, Leseleuchte für den Nachttisch gekauft habe, damit ich wach bleibe. Die Mäuse wissen jetzt: Wenn Mama die Lampe an hat, heißt es: "pssst, mucksmäuschenstill sein" (gilt für alle Situationen, in denen Mama die Lampe an hat 😂). Denn dann will Mama lesen, nicht nur, weil tägliches Lesen so wichtig ist wie Zähneputzen, sondern weil sie wissen will, ob im Buch am Ende tatsächlich alles gut wird - so wie im echten Leben doch auch.
"Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende." 
                                                                                                                               - Oscar Wilde -

Macht's Euch schön!
Herzliche Grüße,
Sarah