Samstag, 25. November 2017

DIY: Bunte Geschenkanhänger aus Salzteig - weil wir die noch nie so gemacht haben

Ich bin keine Verfechterin von festgefahrenen Familientraditionen. Mein Mann muss nicht am Kopf des Tisches thronen, wenn wir gemeinsam essen. Er sitzt mit seinen starken Nerven ganz einfach neben dem Kind, das am meisten über mein Essen motzt - und das wechselt je nach Mahlzeit. Es gibt bei uns auch keine obligatorischen Sonntagsspaziergänge mit Mütze, Schirm und Mantel oder das eine spezielle Wochenende, an dem wir - wie in jedem Jahr - unseren Weihnachtsbaum selbst im Wald schlagen. Wir holen mal eine Tanne, mal eine Fichte, mal beim Förster, mal im Baumarkt. Starre "Weil-wir-das-schon-immer-so-gemacht-haben"-Traditionen, die schon von den Schwiegereltern der Schwiegereltern pedantisch eingehalten wurden und von Generation zu Generation pflichtbewusst weitergegeben werden, gibt es bei uns nicht. Ein selbstbestimmtes, spontanes "Weil-wir-das-noch-nie-so-gemacht-haben" passt einfach besser zu uns.




Das soll jedoch nicht heißen, dass wir mit unseren Kindern keine Rituale pflegen. Nach dem Zähneputzen und vor dem Einschlafen lesen wir ihnen zum Beispiel jeden Abend in unserem Bett eine Geschichte vor. Auch müssen sie unserem Schornsteinfeger jedes Mal die Hand geben, wenn er zum Kehren kommt - da bin ich abergläubisch. Zu den Kindern kommt die Zahnfee, wenn sie abends ihre ausgefallenen Milchzähne aufs Fensterbrett gelegt haben. Liegen dort die selbstgebastelten Wunschzettel, holt der Weihnachtsmann sie ab. Und stehen am Vorabend unsere Stiefel vor der Haustür, die wir ausnahmsweise geputzt haben, weiß auch der Nikolaus, dass die Mäuse brav genug  waren, um sie zu füllen.




Zwei, drei Riten folge ich selbst übrigens auch: Ich hole - in der Regel - nie vor Totensonntag die Kisten mit der Weihnachtsdeko vom Dachboden, schmücke das komplette Haus immer erst, wenn  ich die Fenster geputzt habe (sonst sieht man vor lauter Hand- und Pfotenabdrücken die Leuchtsterne nicht) und räume pünktlich zum 6. Januar das letzte Rentier zurück auf den Speicher. Nicht, weil ich das schon immer so gemacht habe oder erzkatholisch bin, sondern weil ich es immer wieder wichtig finde, mich in Geduld und Vorfreude zu üben - und auch den Kindern in einer Welt, in der per Mausklick alles innerhalb von 24 Stunden lieferbar ist, diese Werte zu vermitteln.




Deshalb funkelt bei uns Mitte November noch keine Lichterkette am Baum, liegt noch kein Adventskranz auf den Tisch, hängt noch kein Adventskalender im Wohnzimmer. Und deshalb haben wir bis jetzt noch keine Weihnachtsplätzchen gebacken. Aber wir haben Lebkuchenhäuser verziert,  ein paar Sterne im Haus verteilt - denn Sterne gehen immer - und Figuren aus Salzteig gebacken - denn Salzteig geht irgendwie auch immer.




In Sachen Salzteig habe ich unter den DIY-Ideen von DaWanda eine Entdeckung gemacht. Bisher haben wir Igel, Männchen und Kerzenständer aus Salzteig geknetet oder mit Förmchen aus dem Teig gestochen. Das wurde uns im Laufe der Jahre zu eintönig. Selbst im bemalten Zustand eigneten sich die Anhänger, die wir aus dem Teig ausstachen, leider nur bedingt zum Verschenken: Eines meiner Kinder hatte immer seine "düstere Phase", in der es ausschließlich mit dunkelbraunen, schwarzen oder schleimgrünen Wasserfarben experimentierte - und seien wir mal ehrlich: Welche liebe Omi hängt sich schon mit Freude einen dunkelbraunen Klumpen an ihren festlich rot geschmückten Baum? Hier die Lösung, die aus faden Salzteig-Anhängern dekorative Hingucker macht: Lebensmittelfarbe. Die gibt es nämlich - fein säuberlich und kleckerfrei - als abgepacktes Pulver. 



Zutaten für klassischen Salzteig:


  •  2 Teile Mehl (ich nehme 1000 g Mehl)
  • 1 Teil Salz                        (500 g Salz)
  • 1 Teil Wasser                   (500 ml Wasser) 
  • (evtl. ein Teelöffel Speiseöl für mehr Geschmeidigkeit)

Nach diesem simplen Rezept habe ich zunächst ganz fix den Salzteig angerührt (mit meiner Küchenmaschine, ja, geht selbstverständlich auch mit dem Handrührgerät, und jahaaa sicherlich auch mit dem Thermomix ;-)) dann in sechs Portionen aufgeteilt (für jede Farbe eine) und beim Rühren einfach das jeweilige Farbpulver untergemischt.
Die Mäuse fanden es super, aus den unterschiedlich gefärbten, etwa fünf Millimeter dick ausgerollten Teigmassen mit kleinen Fondant-Förmchen zum Beispiel ihre Anfangsbuchstaben auszustechen und mit den Herzen, Tannenbäumen sowie unter anderem Sternen der größeren Plätzchen-Ausstecher zu kombinieren. Vor Ostern eignen sich übrigens auch Hasen- und Ei-Formen, das ganze Jahr über sind Häuser toll. Hübsch sind kleine Pünktchen-Ränder, die wir mit Zahnstochern in den Teig piksten. Auch Keksstempel lassen sich gut einsetzen.




Mithilfe eines Bleistift-Endes stießen wir im Rohzustand schließlich ein Loch durch die modellierten Figuren, durch die wir nach dem Backen - etwa zwei Stunden lang bei 100 bis 120 Grad im vorgeheizten Backofen - ein Band zum Aufhängen fädelten.




Weil wir das noch nie so gemacht haben, freue ich mich jetzt umso mehr, wie schön die roten, blauen, grünen und lilafarbenen Geschenkanhänger geworden sind, die sich die liebe Omi voller Stolz an ihre Weihnachtszweige hängen kann. Ob spontan vor oder traditionell nach Totensonntag, soll sie bitte ganz allein entscheiden (sie ist ja auch schon groß) - und zwar: wie es ihr gefällt.




Macht Euch locker!
Herzliche Grüße,
Sarah




      

Samstag, 11. November 2017

Mein Deal mit dem Weihnachtsmann: Laterne gegen Küchenmaschine

Lieber Weihnachtsmann, 
weißt Du, warum ich jedes Jahr aufs Neue eine perlweiß glänzende KitchenAid unter dem Weihnachtsbaum erwarte? Nicht, weil ich brav war (Du weißt eh, dass das nicht stimmt). Nicht, weil ich das ganze Jahr über dafür gesorgt habe, dass mein Mann ein sauberes Hemd im Schrank und meine Kinder eine warme Mahlzeit im Magen hatten. Denn dafür werde ich ja bereits am Muttertag großzügig mit Blümchen aus meinen selbstbepflanzten Beeten beschenkt. 
Ich wünsche mir, nein: ich verlange, verdammt noch mal, eine Küchenmaschine im Wert von mehr als 500 Euro (wenn das mal reicht), weil ich sie mir redlich verdient habe. Und zwar an einem einzigen Nachmittag, der stets etwa acht Wochen vor Heiligabend fett in meinem Kalender markiert ist, damit Du noch genug Zeit hast, meine KitchenAid in Deiner Weihnachtswerkstatt zusammenzubauen. 
Ich muss nämlich gar nicht das ganze Jahr über brav sein: In den zwei Stunden, in denen ich mal im Kindergarten, mal im Spielkreis, mal zu Hause die Laternen (ja, es sind sogar zwei!) für unsere Mäuse bastele, erarbeite ich mir hart die dicksten Geschenke, die Du auf Deinem Rentier-Schlitten transportieren kannst. 😂






Vor Weihnachten liegt der Sankt-Martinstag mit Laternenumzug durch unsere Kleinstadt. Und vor dem Umzug steht der Nachmittag an, an dem ich mit den Mäusen die zugehörigen Laternen anfertige. Und vor dem Nachmittag wiederum gibt es zwei Vormittage, an denen ich durch verschiedene Geschäfte hetze, um einen elektrischen Laternen-Stab zu finden, der erstens wenigstens einen Tag lang funktioniert und zweitens bezahlbar ist (der Einzelhandel hat nämlich schon längst erkannt, dass verzweifelte Mütter alles dafür zahlen würden, um gerade noch rechtzeitig einen der letzten LED-Stäbe zu ergattern).





Verschmitzt lachende Kürbisse, tanzende Einhörner, funkelnde Sterne und grinsende Dinos: Auch im Kindergarten basteln wir Erwachsenen die Modelle, die dem Alter der Kinder entsprechen. Und genau hier liegt das Problem, lieber Weihnachtsmann: Bei der Auswahl der Laternen fürs Basteln in homogenen Gruppen sollten nicht das Alter beziehungsweise die Feinmotorik der Kinder berücksichtigt werden, sondern viel wichtiger: die kreativen Fähigkeiten ihrer Eltern. 😜
Denn während mein werter Nachwuchs schon längst das Kuchenbüfett geplündert hat, unter den Basteltischen und zwischen den Kinderstühlen Fangen spielt, auf denen ich mich einigermaßen elegant sowie rückenschonend zu halten versuche, gerate ich mächtig ins Schwitzen. Mit Pergamentschnipseln in den Haaren, einer Kinderschere in der Hand, mit Kleber auf Haut, Hose und Handtasche forme ich aus einem Berg von buntem Papier so etwas wie lampionförmige Gebilde, mit denen sich meine Kinder irgendwie immer nur bei Dunkelheit aus dem Haus trauen.  





Also noch mal, lieber Weihnachtsmann: Nur weil der Mäuserich zu den älteren Kindern gehört, die deshalb eine anspruchsvolle Laterne basteln könnten, heißt das noch lange nicht, dass ich als seine Mama eine anspruchsvolle Laterne basteln kann. Beim Basteln bewege ich mich nämlich auf U3-Niveau! In dem Moment, in dem die Kinder in altersgleiche Gruppen aufgeteilt werden, wünsche ich uns jedes Mal zu den Jüngsten. Ich hätte gern zwei fertige, vorgestanzte Kreise, einen schmalen Streifen Pergamentpapier, ein bisschen Kleber, ein kleines Stück Draht zum Aufhängen und Fingerfarbe für zwei Handabdrücke des Mäuserichs. Fertig. 





Ich finde mich jedoch seit längerem bei den Fortgeschrittenen wieder und somit zum Beispiel vor einem Stapel aus gelbem Karton, aus dem mit etwas Geschick eventuell mal eine herzförmige Laterne werden könnte. Der Mäuserich schneidet zwei Herzen aus, für die dankenswerterweise bereits eine Schablone angefertigt wurde. Dann assistiere ich ihm dabei, wie er seine Schere hochkonzentriert entlang einer langen Linie führt, die ebenfalls zum Glück schon vorgezeichnet wurde (man weiß offensichtlich bereits, dass ich trotz Lineal nicht mal einen geraden Strich hinbekomme). Den Rest mache ich wie immer allein, weil der Mäuserich es vorzieht, Schmandkuchen zu essen, von dem er seiner Mama nicht ein Stück abgibt (ich hoffe, Du siehst auch das, lieber Weihnachtsmann), Verstecken zu spielen und den anderen Eltern zuzuschauen, die in der Gruppe nebenan die leichteren Laternen basteln. 





Ich schneide (mich), ich klebe (selbst), ich (ver)fluche (meinen Mann, der ausnahmsweise länger arbeiten muss - für ihn ein Geschenk weniger, lieber Weihnachtsmann) - jedoch so leise, damit weder die Kinder noch Du es hören könnt. Und ich bin nicht allein. In Sachen Basteln ist nun mal nicht jeder talentiert. Dafür kann ich backen. Ach nee, kann ich ja auch nicht. Lesen - das kann ich. Und schreiben - hilft mir beim Laternenbasteln nur leider nicht viel.





Das gemeinsame Laternenbasteln bereitet mir aber trotzdem viel Freude: Schließlich bringe ich am Ende dieser Nachmittage mit unseren verklebten und verknickten Nicht-schön-aber-selten-Exemplaren die Augen unserer Kinder so zum Leuchten wie die wunderschönen Laternen selbst, die wir in diesen Tagen wieder singend durch die Straßen tragen. 






Stolz auf jedes Modell, das wir gebastelt haben - vom einfachen bis zum komplizierten Bausatz - bewahre ich die Laternen nach ihrem Einsatz in einem XXL-Karton auf dem Dachboden auf. Im Herbst hänge ich sie alle an einer Lichterkette in unserem Wohnzimmer auf, wo sie nicht nur zeigen, wie schnell die Zeit vergeht, wie sich die Mäuse weiterentwickeln und wie viel Mühe in jeder einzelnen von ihnen steckt... An unserer funkelnden Laternen-Sammlung siehst Du auch, lieber Weihnachtsmann, wie sehr ich mir diese KitchenAid in all den Jahren verdient habe. 

...so langsam dämmert es mir, warum ich in all den Jahren noch keine megateure Küchenmaschine als Belohnung für meine Strapazen beim Basteln bekommen habe. Weil es an Sankt Martin gar nicht darum geht, selbst beschenkt zu werden, sondern darum, mit anderen Menschen zu teilen: den eigenen Mantel, das letzte Hemd, Freude, ein Lachen, beim Basteln: Kleber und Schere. Es geht um Bescheidenheit und Mitgefühl - wovon man nie genug haben kann. Ach, lieber Weihnachtsmann, vergiss die KitchenAid und kümmere Dich um die, die keine Luxussorgen haben.  

Macht's Euch gemütlich!
Herzliche Grüße (auch an Dich, lieber Weihnachtsmann),
Sarah