Sonntag, 18. Juni 2017

So läuft's in unserem Ein-Auto-Haushalt

Die folgenden Worte kosten mich ein wenig Überwindung. Sie werden vermutlich für Verwunderung sorgen, möglicherweise für Verwirrung bis hin zu blankem Entsetzen - Reaktionen wie diese habe ich in der Vergangenheit in unserer Kleinstadt bereits erlebt. 😂 Aber es ist, wie es ist, was soll ich da noch groß beschönigen: Wir haben nur ein Auto (erstaunter Blick).
Ja, nur eins (noch mal  nachfragen: Echt jetzt?) Ja! (ungläubiges Kopfschütteln). Nein, das andere steht weder in der Garage noch in der Werkstatt (noch genauer nachfragen). Ja, das funktioniert. Ja, mein Mann arbeitet täglich. Ja, ich arbeite auch - mal mehr, mal weniger. Geht trotzdem (hmmm. Gedankenpause. Aber ihr habt doch Kinder?) Ja, ich fahre die Mäuse mit diesem einen Auto mehrmals pro Woche nachmittags zum Sport und in die Musikschule (nachhaken, plausible Erklärung suchen: Seid ihr verrückt?) Nein, wir haben uns bewusst dafür entschieden. Nee, wir sind keine Ökos. Auch nicht sportfanatisch. Nee, keine Sekte (irritiertes Schweigen). Wir haben nur ein Auto - und wir kommen seit drei Jahren sehr gut mit nur einem Auto klar.





Zu unserer Verteidigung: Wir hatten mal zwei Autos. Als wir jedoch in die Nähe des Arbeitsplatzes meines Mannes zogen, ich mich wieder selbstständig machte und mir meine beruflichen Termine seitdem relativ frei legen kann, wurde unser Zweitwagen schnell überflüssig. Mein Mann entdeckte das Radfahren für sich. Mit seinem Fahrrad braucht er grad mal knapp zehn Minuten bis zu seiner Firma - im Berufsverkehr war er mit dem Auto deutlich länger unterwegs. Unser zweiter Wagen verkümmerte monatelang in unserer Einfahrt, bis wir beschlossen, ihn abzugeben und einen - vergleichsweise geringen - Teil der gesparten Kosten für Versicherung, Steuern, Benzin und Inspektionen in meinen Kleiderschrank die Fahrradausrüstung meines Mannes zu investieren.


Das ist nicht mein Mann in seiner Fahrradausrüstung. Das ist der Mäuserich.

Für reibungslose Abläufe in unserem Ein-Auto-Haushalt sorgen ein akribisch geführter, vierspaltiger Familien-Kalender, den beide Partner genau im Blick haben (sollten!). Aber auch verbindliche Absprachen, Pünktlichkeit, Disziplin und vor allem: ganz viel Flexibilität, falls das mit den Absprachen, der Pünktlichkeit und der Disziplin mal wieder nicht hinhaut. Brenzlig wurde es in den vergangenen Wochen, als unser einziges Fahrzeug zunächst in der Werkstatt war, weil es eine neue Scheibe brauchte, und genau eine Woche später noch einmal, weil es gar nicht mehr fahren wollte. Es vergingen jeweils Tage, bis das Auto repariert und schließlich komplett durch ein neues ersetzt wurde. Tage, in denen ich - am Rande einer Kleinstadt wohnend - merkte, wie sehr wir inzwischen, mitunter recht verwöhnt, auf ein Auto angewiesen sind (und in der Zeit war nicht einmal der wöchentliche Großeinkauf fällig).

Boxenstopp

Wir liefen und liefen und liefen...., wir fuhren mit dem Rad, die Mäuse häufig mit ihren Rollern, mit dem Bus und der Bahn. Wir lernten neu, wie erschreckend lang, aber auch erstaunlich kurz manche Strecken sind, wenn man sie nicht mit dem Auto zurücklegt, dass man vom Straßenbahnfahrer angewiesen wird, sämtliche Fahrgäste nach Wechselgeld zu fragen, wenn der Fahrkartenautomat den eigenen 20-Euro-Schein nicht annehmen will, wie gemütlich es sich auf Bus-Polstern sitzen lässt und wie aufregend der Weg zum Kindergarten sein kann, wenn man nebenher noch ausgiebig Schneckenhäuser und Stöcke sammelt. Schwierig wurde es beim Vereinsprogramm der Mäuse - mit öffentlichen Verkehrsmitteln lassen sich ihre Sportstätten von unserem Zuhause aus nur schlecht erreichen.

Vorne: die Mäuse mit ihren Rollern. Gaaaaaanz weit hinten: ich - zu Fuß.


Inzwischen sind wir wieder mit dem Auto unterwegs. Seitdem ist unser Kühlschrank voll, mein Muskelkater aus den Waden verschwunden und mein Zeitplan auf die Minute getaktet. Weil uns die Auto-Pause gut getan hat,  baue ich jetzt mehr von ihnen in unseren Tagesablauf ein, indem ich zum Beispiel hin und wieder zwar morgens die Mäuse mit dem Auto in den Kindergarten fahre, dort jedoch ihre Roller oder Fahrräder abstelle, um sie dann mittags zu Fuß oder mit dem Rad abzuholen.




Wir wissen jetzt, dass wir selbst mit NUR einem Wagen einen gewissen Luxus genießen - der keineswegs selbstverständlich ist: Und zwar jederzeit Auto fahren zu können, aber nicht unbedingt zu müssen. Reicht doch (zumindest zum Glücklichsein)! 😊

Macht Euch locker!
Herzliche Grüße,
Sarah

1 Kommentar:

  1. Liebe Glücksfeder,
    freue mich sehr über dein Kommentar auf meinem Blog und habe mich sogar schon bei dir umgesehen. Deinen Blog und die Themen bzw. deine Artikel finde ich sehr inspirierend. Danke dafür. Mein Blog ist wirklich so, wie ich bin. Ich würde sagen mein Blog, spiegelt mein wahres Ich wieder. Mal tiefsinnig, melancholisch, ernst und heiter. Das alles ist auch ein Teil meines Charakters. Ich freue mich sehr, dass du diese gerne gelesen hast.

    Werde dir auf alle Fälle auch folgen, da mir dein Blog (und dein Name sowieso) sehr gefällt.

    Alles Liebe und einen Knuddler,
    Sandra

    AntwortenLöschen