Sonntag, 23. September 2018

Glücksmomente 04-2018: Pferdekoppelkuchen und Pechvogel

Frische Tulpen, ein Käsekuchen, der ausnahmsweise mal gelungen ist, ein selbstgenähtes Kleid, das wie angegossen passt, und zwei Mäuse, die sich vor Lachen auf dem Wohnzimmerboden herumkugeln: Es gibt im Alltag so viele Momente des Glücks, in denen das Herz vor Freude schneller hüpft. Je mehr Raum wir den schönen Augenblicken in Herz und Kopf schenken, desto weniger Platz haben die unschönen. Daher achte ich inzwischen bewusst auf die kleinen Freuden des Alltags - von denen es mehr gibt, als man vielleicht glauben mag. 

Drei bis fünf meiner  Glücksmomente, die ich im Laufe einer Woche gesammelt habe, findet Ihr regelmäßig in dieser Rubrik:

Geburtstagskuchenglück



Mit dem finalen „Mama-ich-muss-nur-noch-fünfmal-schlafen“-Countdown (wir waren bei "nur noch 112-mal schlafen" gestartet) begann die Geburtstagswoche der Zaubermaus. Am Freitag ist meine kleine-große Tochter acht geworden. Eine ganze Woche benötigten wir, um ihre Party des Jahres vorzubereiten. 


Die Einladungskarten

Wir besorgten und verpackten Geschenke, dekorierten das Haus in Rosa, Lila und Pink, machten einen Großeinkauf, einen Klein-Einkauf für frisches Obst sowie Gemüse, einen weiteren für die Sachen, die ich dabei vergessen hatte, und einen letzten für all die Dinge, die mir zwei Stunden vor Ankunft der neun Gäste spontan einfielen, bereiteten Spiele vor und ich verbrachte ein paar Stunden in der Küche, um Geburtstagskuchen sowohl für die Klassenkameraden als auch die Party am Nachmittag zu backen. 


Kleine Ballerina-Torte für unser gemeinsames Frühstück vor der Schule


Monstermuffins für die Klassenkameraden der Zaubermaus

Begeistert von dem Reitkurs, den sie in den Sommerferien besucht hatte, hatte sich die Zaubermaus einen Pferdekoppel-Kuchen für ihren Geburtstag gewünscht. Inspiriert von der Pferdetorte, die meine Freundin für ihre Tochter im vergangenen Jahr gebacken hatte, legte ich los. 


Reparaturbedürftig: Es dauerte ein wenig, bis die Schokostäbchen an den Kinderriegeln kleben blieben. Kleiner Tipp: Den Lebensmittelkleber beziehungsweise den Zuckerguss etwas antrocknen lassen.

  • Ich bereitete einen herkömmlichen Käsekuchen auf einem Blech zu (es eignet sich übrigens auch nahezu jeder andere Blechkuchen mit relativ festem Belag). 
  • Nach dem Abkühlen rollte ich zwei Packungen Fondant in Weiß aus und legte sie nebeneinander über den Kuchen. 
  • Auf die eine Hälfte des Kuchens gab ich grüne Mini-Perlen als Streudeko. 
  • Für den Zaun nahm ich 14 Kinderschokoladenriegel (für die Umrandung eines gesamten Blechkuchens benötigt ihr doppelt so viele - is' klar, ne?😂) und steckte sie durch das Fondant in den Belag. 
  • Mit Lebensmittelkleber (es geht auch Zuckerguss) befestigte ich etwa 15 Schokostäbchen ("Mikado") an und auf den Schokoladen-Pfosten. 
  • Aus kleinen Waffeln, die ich aneinander lehnte, wurde ein Trog, in den ich für jeden der Gäste eine kleine Marzipan-Möhre legte, die in der Regel im Geschäft bei der Kuchendeko zu finden sind. 
  • Die Pferde borgte ich mir bei der Zaubermaus. 
  • Und auf die andere Hälfte des Kuchens legte ich eine Acht aus zwei Kreisen, die ich mithilfe einer runden Schablone aus lilafarbenem Fondant gefertigt hatte: Ich nahm eine Tasse, stellte sie auf das Fondant und schnitt mit dem Messer erst rund um den Boden. Dann drehte ich sie um und fuhr mit dem Messer den etwas größeren oberen Rand der Tasse nach. 
  • Ein paar Streuherzen und Kerzen dazu - fertig. Ging relativ schnell und relativ leicht. 



Ich weiß nicht, wer sich am Freitag mehr gefreut hat: Die Zaubermaus, als sie ihren Überraschungskuchen bestaunte und sich mit ihren Freunden darüber hermachte, oder ich, als ich ihr dabei zusah.


Unglücksglück



Man könnte meinen, dass der Mäuserich ein kleiner Pechvogel ist. Wenn 25 Kinder nacheinander über einen Graben hüpfen, ist er derjenige, der darin landet. Wenn 50 Kinder auf einer Mauer balancieren, ist er derjenige, der daneben tritt und auf den Boden knallt. Und wenn 100 Kinder durch den Stadtpark flitzen, ist er derjenige, der gegen einen Baum läuft. Nicht, weil er schlecht sieht oder besonders ungeschickt ist - mit Augen, Koordination, Konzentration und unter anderem Motorik ist alles in bester Ordnung. 




Der Mäuserich leidet in manchen Situationen einfach nur unter Murphys Gesetz: „Anything that can go wrong, will go wrong.“ In seiner Urfassung lautet diese Lebensweisheit, die auf den amerikanischen Ingenieur Edward A. Murphy nach einem misslungenen Experiment im Jahr 1949 zurückgeht, so:
„Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“   (Quelle: wikipedia)
Jemand = mein Sohn.  Inzwischen haben sich zahlreiche Wissenschaftler ernsthaft mit diesem witzig klingenden Gesetz "Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen" befasst: Das Paradoxe an Murphys Gesetz sei, dass für Dinge, die schiefgehen, zwar sehr häufig Menschen verantwortlich seien. Aber auch bestimmte Faktoren, die nicht in der Macht einzelner Menschen stehen wie zum Beispiel unkontrollierbare Handlungen der Mitmenschen, unbewusste Sabotageakte unseres Gehirns, der unbändige Wille unseres Körpers oder die Tücke des Objekts. Unter Umständen führten alle Faktoren zusammen zur Katastrophe,  lautet ein Fazit.






So auch am Donnerstag, als ich - inmitten der Geburtstagsvorbereitungen - einen Anruf aus dem Kindergarten bekam, weil der Mäuserich beim Spielen draußen mit viel Karacho und dem Kopf gegen einen Betonpfosten gelaufen war. Ich ließ alles stehen und liegen, holte ihn ab (da lächelte er bereits ein wenig) und fuhr mit ihm zur Kinderärztin. Sie begutachtete unter anderem die verhältnismäßig kleine Beule, gab uns einen weiteren Zettel für meine inzwischen beachtliche Sammlung mit Verhaltensregeln bei Kopfverletzungen mit und verordnete Schonung. Alles blieb ruhig.



Weil sein Schutzengel ein weiteres Mal professionelle Arbeit geleistet hatte, bedankte sich der Mäuserich noch am selben Nachmittag bei dem Schutzengel-Schlüsselanhänger an seinem Kindergartenrucksack und abends im Bett betend bei Gott. 





Heute, rund 72 Sorgen-Stunden später, bin ich mir sicher, dass der kleine Mann weder Gehirnerschütterung noch Hirnblutung hatte, und somit mal wieder extrem großes Glück. Möge es immer bei ihm bleiben. Zu wissen, dass wir auch diese kleine Katastrophe überstanden haben, macht mich dankbar und glücklich zugleich.



  Macht's Euch schön!

Herzliche Grüße,
Sarah



* Die Idee zum Wochenglück habe ich von der Bloggerin Fräulein Ordnung, die mich schon häufig inspiriert hat. 
** Dieser Beitrag enthält einen Link zu Wikipedia sowie unbeauftragte und unbezahlte Werbung für Kinderschokolade.





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