Freitag, 31. März 2017

Mein Mantra: Immer schön gelassen bleiben

Ich erinnere mich, wie ich einst in meiner Küche stand und mich ärgerte. Immer schneller hackte mein Messer durch die Kartoffeln, Zucchini und Möhren, aus denen ich eigentlich einen Gemüseauflauf zubereiten wollte. Ich ärgerte mich über den Rentner, der mich vor dem Einkaufsmarkt zurechtwies, weil ich nicht gegen, sondern mit dem Uhrzeigersinn die noch leere Parkfläche befahren hatte. "So ein Spießer", dachte ich, während einer meiner Finger, zufälligerweise der mittlere, wütend zu zucken begann. 




Ich ärgerte mich über einen damaligen Auftraggeber, der einen meiner Artikel vor lauter übersprudelnder Kreativität zur Hälfte umschrieb. "So ein Dilettant", dachte ich. Ich ärgerte mich über den nie kleiner werdenden Wäscheberg in der Waschküche ("muss das sein?"), dass Eltern ihre Kinder immer wieder mit akuten Erkrankungen in öffentliche Einrichtungen gaben ("das muss doch nicht sein!"), dass eine Frau aus der Gegend regelmäßig meine Outfits kopierte, und dass das Nutella-Glas im Schrank schon wieder halbleer und nicht mehr halbvoll war.




Am meisten aber ärgerte mich, dass ich mich über all diese Belanglosigkeiten ärgerte. Ich vergeudete meine Zeit und Kraft mit Gedanken über Menschen, die sich selbst keine weiteren Gedanken über mich machten. In diesem Moment in meiner Küche, in der aus dem geplanten Auflauf schließlich ein Püree wurde, war ich vor allem wütend auf mich selbst. Ich wünschte mir Gelassenheit. Nicht nur eine Gummibärchentüte voll Gelassenheit, sondern eine doppelte Portion mit so viel Nachschlag, dass ich noch lange davon zehren würde.



Weil ich gelernt habe, dass man sich selbst ändern kann, jedoch nicht andere Menschen, habe ich vorbildlich bei mir angefangen: Auf der Suche nach Gelassenheit bestellte ich mir Bücher wie "Gelassenheit beginnt im Kopf". Ich besorgte mir einen Ayurvedischen Kräutertee mit der Aufschrift "Innere Gelassenheit" und kaufte mir einen ziemlich teuren Badezusatz, der diese versprach. Hat alles nicht viel gebracht. Ich fragte meinen Mann, der mit mir zwei Kinder, einen Hund, Tisch, Bett, Auto und Konto großzügig teilt, ob er mir von seiner grenzenlosen Gelassenheit ein klitzekleines Häppchen abgeben könnte, doch der lachte nur und sagte: "Nimm Dir nicht alles so zu Herzen." Männer eben.  




Gelassener bin ich, seit ein Schicksalsschlag unser Leben verändert hat. Seitdem sind viele "Sorgen" so trivial - bis auf die um meine Kinder.
Gelassener bin ich auch, seitdem ich unser Haus so gestalte, wie es mir (und meinem toleranten Mann dann auch) gefällt, und seitdem ich viele schöne Rituale, "Me-Time-Parts", in meinen Tagesablauf einbaue - so bleibt mir nicht mehr viel Zeit, um mich zu ärgern.


Stattdessen schenke ich mir selbst ganze Stunden, um glücklich zu sein. Dazu gehört Yoga. "Bleib auf Deiner Matte. Schau nicht, was die anderen Yogis neben Dir machen, selbst wenn sie sich auf den Kopf stellen", hat eine kluge Yoga-Lehrerin einmal zu uns gesagt. Mein persönliches Mantra - ich glaube, das ist das Geheimnis von Gelassenheit.  

Bleibt auf Eurer Matte!
Herzliche Grüße,
Sarah

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