Sonntag, 31. Oktober 2021

Glücksmomente 07-21: Granola-Schlemmerei und Altstadt-Bummelei

Frische Tulpen, ein Käsekuchen, der ausnahmsweise mal gelungen ist, ein selbst genähtes Kleid, das wie angegossen passt, und zwei Mäuse, die sich vor Lachen auf dem Wohnzimmerboden herumkugeln: Es gibt im Alltag so viele Momente des Glücks, in denen das Herz vor Freude schneller hüpft. Je mehr Raum wir den schönen Augenblicken in Herz und Kopf schenken, desto weniger Platz haben die unschönen. Daher achte ich inzwischen bewusst auf die kleinen Freuden des Alltags - von denen es mehr gibt, als man vielleicht glauben mag. Drei bis fünf meiner Glücksmomente, die ich im Laufe einer Woche gesammelt habe, findet Ihr regelmäßig in dieser Rubrik:

Granola-Glück

Geschafft! Wir haben die erste Woche nach den Herbstferien überstanden. Und deshalb ist es Zeit für eine kleine Lockerungsübung, die man regelmäßig ausführen sollte, wenn man eine Herausforderung erfolgreich gemeistert hat. Männer haben darin in der Regel Routine, wir Frauen sollten diese Übung häufiger praktizieren. Ihr müsst Euch dazu nicht extra in Euer Sportoutfit werfen und braucht dazu keine weiteren Hilfsmittel wie Hanteln oder Yogamatte. Sie dauert maximal 30 Sekunden, ist aber in der Wiederholung - am besten mehrmals pro Woche - sehr effektiv.


Mein Granola - Rezept folgt gleich


Seid Ihr bereit? Gut. Ihr nehmt Euren rechten Arm (bei Linkshändern bietet sich der linke Arm an), führt ihn in einem hohen Bogen an Eurem Kopf vorbei, als würdet Ihr nach den Spinnweben an der Decke greifen wollen, und legt ihn sanft auf Eurer linken (bei Linkshändern ist es die rechte) Schulter ab. Und jetzt kräftig in kurzen Abständen klopfen. 24-mal hoch und runter, gern auch häufiger. Genau, klopft Euch mal beherzt auf die Schulter. Vielleicht könnt Ihr Euch selbst dabei auch noch ein Lächeln schenken. Fortgeschrittene schieben dabei anerkennend die Unterlippe nach vorn, ziehen die Mundwinkel nach unten und murmeln ein leises "Gut gemacht". 


Und wenn Ihr einer anderen Frau begegnet, die für diese Übung keine Zeit, keinen Kopf, keinen Nerv hat, weil ihr grad alles viel zu viel ist - in einigen Fällen trifft das auch auf Männer zu -, klopft auch ihr/ihm mal freundlich, aber bestimmt auf die Schulter: "Klasse, wie du das alles geschafft hast." Funktioniert übrigens auch bei Kindern oder bei Fremden, nur sollten dann Eure Arme lang genug sein, um den geforderten 1,50-Meter-Abstand einzuhalten.





Das tut soo gut und bringt gerade bei Beschwerden sofortige Erleichterung, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Wenn wir diese Übung regelmäßig anwenden, trainieren wir unseren Selbstfürsorge-Muskel, der im Alltag häufig zu wenig beachtet wird und sich dadurch verkürzt. Also legt am besten sofort damit los: Bitte klopfen!



Alles muss man selber machen: DIY-Schulterklopfen



Ich habe heute Morgen bereits beide Schultern ordentlich durchgeklopft. Die erste Woche nach den Ferien war wieder mal eine Herausforderung für uns alle, obwohl wir im schulischen Re-Start bereits jahrelange Routine haben. Wer sich über die Zeitumstellung beklagt - die jetzt ja auch noch dazukommt - ‚ weil der Rhythmus kurzzeitig durcheinandergerät, hat noch nie den Wechsel von Ferien- zu Schulalltag erlebt. Er ist so ähnlich wie der erste Arbeitstag nach einem dreiwöchigen Urlaub für die meisten Berufstätigen - nur eben viel schlimmer. 


Es hat etwas von Jetlag, wenn aufgrund des Schulstarts sowohl die Abende um mindestens eine Stunde verkürzt werden, da der Morgen danach um mindestens zwei Stunden früher beginnt, weil wir alle pünktlich mit geputzten Zähnen das Haus verlassen müssen - und das auch noch komplett angezogen (Pyjama mit Mantel drüber gilt nicht). Bei mir hatte diese Alltagsumstellung die unerwünschte Nebenwirkung, dass ich die ersten drei Tage voll auf Koffein mit Hafermilch war. 





Weil ich unnötige Hektik hasse wie die Pest - heute: Corona -, befolgen wir im Schulalltag 

5 goldene Anti-Schulalltagsstress-Regeln
  • I. Schulsachen abends packen: Die Mäuse räumen ihre Schulsachen stets am Abend vor dem kommenden Unterrichtstag in ihre Ranzen. Ich habe ihnen dazu Ablagefächer besorgt, die wir mit Etiketten beklebt haben. Jedes Schulfach hat seine eigene Ablage, in der Mappen, Hefte und Bücher übersichtlich aufbewahrt werden. So fällt es den Mäusen leichter, Ordnung zu halten sowie ihre Ranzen schnell, eigenständig und korrekt nach Stundenplan zu packen. Auch die Sportbeutel, Kunsttaschen oder beispielsweise Badmintonschläger stellen wir abends bereits griffbereit neben die Haustür.




  • II. Kleidung abends raussuchen: Die Mäuse legen ihre Kleidung für den nächsten Tag stets am Abend zuvor selbst raus. Aus Gründen: Um Zeit und Diskussionen zu sparen, warum ihre Lieblingsjeans schon wieder in der Wäsche sind (weil halt schmutzig), ihre Lieblingsshirts nicht mehr auffindbar (weil halt schmutzig und schon wieder in der Wäsche), wird bei der Kleiderwahl nichts mehr dem morgendlichen Zufall überlassen. Die Mäuse brauchen inzwischen ein bisschen mehr Zeit für die Auswahl ihrer Garderobe (weil halt zu viel Shopping-Queen mit Mama geguckt) - und die haben wir ausschließlich abends.




  • III. Brotdosen abends füllen: Die Brotdosen der Mäuse befüllen wir ebenfalls am Vorabend des nächsten Schultags. Während wir das Abendessen zubereiten, belege ich gleichzeitig auch die Schulbrote der Mäuse. Auch Beeren, Trauben, Cracker, Gurken und weiteres Gemüse wandern dann in ihre Brotbüchsen, die ich über Nacht im Kühlschrank aufbewahre. Birnen, Bananen oder zum Beispiel Äpfel schneide ich jedoch morgens lieber frisch, weil sie sonst "bäääh-dunkel" werden. Und das nicht in filigran geschnitzte Sterne, wie so häufig bei Mama-Bloggern gesehen, sondern quadratisch, praktisch, gut-is. 




  • IV. Mittagessen vorkochen: Für die Tage, an denen ich bis mittags arbeite, koche ich abends meistens vor. Und zwar Gerichte, die sich leicht beziehungsweise schnell aufwärmen lassen: Suppen, Pasta und zum Beispiel Aufläufe. Unsere Kinder sterben fast vor Hunger - zumindest simulieren sie das laut und anschaulich -, wenn sie fast gleichzeitig mit mir nach Hause kommen. Und mir fehlen dann in der Mittagshektik zwischen Hausaufgaben und Vereinsprogramm die nötige Ruhe sowie Konzentration, um beim Kochen auf Mengenangaben oder Bräunungsgrad zu achten - womit ich ja sogar am Wochenende Schwierigkeiten habe.  
  • V. Wichtigste Regel: Vor den Kindern aufstehen: Vor den Kindern, nicht mit und besser nicht nach den Kindern aufstehen. Ich brauche täglich einen Vorsprung von mindestens 15 Minuten, in denen ich bereits wach bin, bevor die Mäuse ihre Augen aufschlagen. Deshalb stelle ich mir meinen Wecker etwas vor auf "Me-Time", für die es übrigens genau wie für "Snooze" ab Werk eine eigene Taste geben sollte. In dieser Zeit für mich atme ich kurz ein und aus, überfliege online die Zeitung und lese meine Mails. Dann bin ich gewappnet für das erste "Mamaaaaaaaaa".

Und weil das mit den fünf goldenen Regeln meist nur in der ersten Woche vorbildlich klappt, haben die Mäuse bereits ab Woche 2 hin und wieder kein gesundes Pausenbrot dabei, schmeiße ich manchmal mittags schnell Dosen-Ravioli in den Topf und fahre gelegentlich im Pyjama mit Mantel drüber meine Kinder zur Schule.    





Mein tägliches Frühstücksmüsli stelle ich mir übrigens auch abends zusammen - wenn ich es nicht vergesse. Mein Granola, also Knuspermüsli, mache ich seit Langem selbst, weil wir fast immer alles selbst machen (müssen) und ich zudem beim Einkaufen noch keine Hafer-Honig-Nuss-Mischung gefunden habe, die soo lecker ist. Hier habe ich endlich mal wieder ein Rezept für Euch:

Goldenes Granola




Zutaten:

(für mehrere Frühstücksmahlzeiten)

  • 200 Gramm gemischte Nüsse
  • 500 Gramm Haferflocken (zart oder grob, Dinkel - je nach Geschmack)
  • 100 Gramm Sonnenblumenkerne
  • 100 Gramm Kürbiskerne
  • 100 Gramm Kokosraspeln
  • 50 Gramm Mandeln
  • 200 Gramm Honig (flüssig)
  • 100 Milliliter Olivenöl
  • 1 Prise Salz
  • 1 Esslöffel Zimt 




Zubereitung: 


Ihr vermengt alle Zutaten in einer Schüssel mit einem Löffel oder den Händen. Dann verteilt Ihr die Masse  auf einem Backblech, das Ihr zuvor mit Backpapier ausgelegt habt. Nun röstet Ihr die Mischung bei 170 Grad (Ober-/ Unterhitze) auf mittlerer Schiene im vorgeheizten Backofen und wendet sie zwischendurch immer wieder. Und zwar so lange, bis Euer Granola goldbraun ist (das dauert etwa 15 Minuten). Anschließend lasst Ihr das Knuspermüsli auf dem Backblech abkühlen und füllt es in Gläser oder andere Aufbewahrungsbehälter. 




Bei der Auswahl der Nüsse, Samen beziehungsweise Kerne sind Eurem Geschmack keine Grenzen gesetzt. Trockenfrüchte sollten jedoch erst nach dem Rösten hinzugefügt werden. Ich esse mein Granola am liebsten mit Obst und Skyr, Quark oder Joghurt. Ihr könnt es aber zum Beispiel auch einfach mal zwischendurch naschen.




Göttingen-Glück


Mein Mann war die ganze Zeit über, als sich hierzulande Lockdown an Lockdown reihte, nicht im Home Office. Wir waren auch zum Glück noch nicht in Quarantäne. Ich glaube, das sollte ich an dieser Stelle erklären, bevor ich die nächsten Zeilen schreibe. Denn wäre mein Mann monatelang im Home Office oder tagelang in Quarantäne gewesen und ich mit ihm, würde ich folgende Zeilen eventuell nicht unbedingt schreiben: Ich freue mich, dass ich am Freitag mit meinem Mann von morgens bis nachmittags satte sieben Stunden lang zusammen war. Und zugleich allein, denn die Mäuse waren in der Schule beziehungsweise nach dem Unterricht bei Freunden. Beide gleichzeitig, was bei uns in etwa den Seltenheitswert einer 0:5-Niederlage der Bayern gegen Gladbach besitzt. 





Händchen haltend spazierten wir in seltener Zweisamkeit zunächst durch einen Baumarkt. Das hatte mein Mann als Alternative vorgeschlagen, nachdem ich mich vehement geweigert hatte, mit ihm an unserem  Date-Day zur Abfallentsorgungsanlage zu fahren. Zum Zahnarzt wollte er nicht mit mir und auf Kellerentrümpelung hatte ich wiederum keine Lust. Romantik können wir.





Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Göttingen. Das war schließlich meine Idee: Ich hatte mir einen Ausflug gewünscht. Unseren ersten Ausflug ohne Kinder seit elf Jahren. Ohne Rucksäcke voll Proviant und Wechselkleidung, ohne Pipi-Pause in Minute 8 auf der Autobahn, ohne "Mama, wann sind wir endlich da?" in Minute 14 und  ohne "Papa, mir ist schlecht, fahr mal rechts ran" in Minute 23. 







Nonstop fuhren wir beide zu unserem Ziel, das wir in Minute 45 ausnahmsweise mal pünktlich erreichten, und schlenderten durch die kleinen Gassen der Göttinger Altstadt. In dem sehr hübsch zurechtgemachten Café Onkel Gino am Kornmarkt bestellte ich eine Frühstücksbowl mit Früchten, bevor wir zwei ganz in Ruhe durch die Geschäfte bummelten. Ohne ein "Papa, kann ich das, das oder das haben?" und "Mama, ich muss schon wieder auf Toilette."



Hübsch und lecker ist es hier: im Café Onkel Gino am Kornmarkt in Göttingen



Richtig schön war das. Ob zwischen Farbenregalen im Baumarkt oder Fachwerkhäusern in historischen Städten, ob mit Kindern oder ohne: Romantik können wir immer noch. Schließlich erreichen wir bald  die zehnmillionste Minute unserer Beziehung (ich habe jede einzelne gezählt). Und das ohne einzigen Zwischenstopp - denn zum Glück musste keiner von uns beiden bisher mal eben austreten.                



Romantische Grüße,

Sarah



*Dieser Beitrag enthält unbeauftragte und unbezahlte Werbung für eine Stadt, ein Café sowie unter anderem Ranzen. Sämtliche Orte haben wir frei ausgesucht und freiwillig besucht, sämtliche Speisen sowie Produkte haben wir selbst ausgewählt und wie immer selbst bezahlt.






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