Dienstag, 23. Mai 2017

Mein Plan gegen Orientierungslosigkeit

Die blonde Frau, Mitte 30, die in den vergangenen drei Wochen verwirrt wirkte, als sie durch diverse Lebensmittelgeschäfte in einer nordhessischen Kleinstadt lief: Das war ich. Außenstehenden, denen ich begegnet bin, mag es vielleicht nicht aufgefallen sein, aber ich war während meines wöchentlichen Großeinkaufs tatsächlich durcheinander (durcheinanderer als sonst, obwohl das nicht steigerbar ist 😂). Vollkommen unkontrolliert warf ich Reis, Nudeln, Kartoffeln, Gnocchi und Couscous in meinen Einkaufswagen, nahm hier mal drei Paprika, dort mal fünf Auberginen mit, kaufte hier Hackfleisch, dort Forellenfilets - und merkte dann zu Hause, dass die Zusammenstellung meiner zwanglos gekauften Waren nicht sehr ergiebig war.




Für jedes Gericht, das ich im Laufe der Woche zubereiten wollte, fehlte mir mindestens eine Zutat. Bei der Reispfanne mangelte es mir an Tomaten, für den Kartoffelsalat hatte ich keine Saure Sahne mehr und ohne Grieß gab es schließlich auch keinen Grießbrei. Der Grund für meine Orientierungslosigkeit: Ich habe keinen Speiseplan geführt.




Seit langem plane ich Woche für Woche unsere Mittagsmahlzeiten. In der Regel mittwochabends (Donnerstag ist nämlich Angebotstag) nehme ich
  • unseren Kalender, 
  • meine gesammelten Rezepte, 
  • meinen eigens gekauften Speiseplan-Block 
  • sowie einen Einkaufszettel 
zur Hand und überlege - häufig gemeinsam mit den Mäusen -, was bei uns an den kommenden sieben Tagen auf den Tisch kommt. Das kostet mich grad mal 15 Minuten, spart aber jede Menge Geld - und vor allem Nerven. Ich wollte meine Einkäufe bündeln und nicht jeden Tag aufs Neue an irgendeiner Kasse für zwei, drei Teile Schlange stehen. Ich hatte es satt, um fünf vor zwölf - im wahrsten Sinne des Wortes - mit Entsetzen festzustellen, dass ich noch keine Nudeln aufgesetzt, keine Kartoffeln geschält oder keinen Reis gegart hatte, obwohl in knapp 20 Minuten zwei hungrige Mäuse nach Futter verlangten.




Vor allem aber hatte ich keine Lust mehr darauf, mittags vor einem vollen Kühlschrank zu stehen und keinen Schimmer zu haben, was ich mit dem Inhalt anfangen soll. Denn mir reicht es schon, morgens vor meinem vollen Kleiderschrank zu stehen und nichts zum Anziehen zu finden. 
Mit unserer (in der Regel) ausgewogen-abwechslungsreichen Mahlzeiten-Koordination vermeide ich nicht nur Stress, weil ich abends bereits bei Bedarf einiges vorbereiten kann und zudem tagsüber diesbezüglich keine Entscheidungen treffen muss. Ich verschwende auch weniger Lebensmittel, da ich diese sinnvoll und innerhalb ihrer Haltbarkeit verwende. Allein durch meinen Speiseplan spare ich (laut Haushaltskostentabelle... ja, die führe ich auch noch, habe sonst aber keine weiteren nennenswerten Fetische 😜) im Schnitt etwa ein Fünftel der Summe, die wir sonst für Essen ausgegeben haben.




Und ich umgehe mögliche Diskussionen mit den Mäusen, die üblicherweise bereits auf dem Heimweg vom Kindergarten wissen wollen, was es zu essen gibt, warum es "schoooon wiiieder" Kartoffeln geben muss und nicht einfach "Nudelsalat ohne Nudeln" - "nein, mit Nudeln, aber ohne weiße Sauce!" "Kartoffeln hatten wir doch erst überübergestern" - "neeeihein, übergestern"(...) Entspannt verweise ich auf den Speiseplan, der ihnen schon allein deshalb Respekt einflößt, weil er aus Buchstaben besteht, die sie noch nicht lesen können.
Ganz so streng bin ich übrigens bei der Abfolge der Speisen nicht: Wenn wir auswärts essen oder ich vormittags nicht genug Zeit für aufwendiges Kochen habe, tausche ich sie einfach aus.    




Seit dieser Woche hängt wieder ein neuer Essenzettel an unserem Kühlschrank. Das Geld, das ich damit spare, stecke ich nämlich nicht mehr dort hinein, sondern viel lieber in meinen Kleiderschrank.

Macht's Euch leicht!
Herzliche Grüße,
Sarah


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