Samstag, 19. August 2017

Das schwere Schicksal der Emma Knaus - Unser Wohnwagen muss auf sein Gewicht achten

Unser Wohnwagen Emma und ich, wir teilen uns ein - in der Tat - schwerwiegendes Schicksal. Jedes Jahr, wenn der Urlaub naht, müssen wir streng auf unser Gewicht achten. Ich, weil ich in meinem neuen Badeanzug am Strand einigermaßen zufrieden mit mir auftauchen will (ich dachte da so ganz bescheiden an einen Auftritt wie Bond-Girl Halle Berry in "Stirb an einem anderen Tag"). Emma, weil sie überhaupt an unserem Urlaubsziel auftauchen will und nicht aufgrund ihres Übergewichts schon auf der Autobahn absaufen darf (wie die Titanic in "Titanic").




Während ich für mein Gesamtgewicht höchstens von meinem kritischen Gewissen dafür bestraft werden kann, dass ich nicht das ganze Jahr über diszipliniert an meiner Bikini-Figur gefeilt habe, sondern mal wieder Last Minute, drohen Emma aufgrund ihres zu hohen Gesamtgewichts deftige Geldbußen. 


Das ist nicht Halle Berry. Das bin ich. Ich übe noch.

Üppig ausgestattet mit massivem Hochbett, Kaffeemaschine, Fernseher, Waffeleisen und Weber-Gasgrill wiegt Emma schon jetzt 1150 Kilogramm (die Arme kann nichts dafür, sie hat halt ein schweres Grundgerüst). 1200 Kilogramm dürfen es höchstens sein. Was ihren BMI (Body-Mass-Index) betrifft, befindet sich Emma allein wegen ihrer Knaus-Gene im besorgniserregenden Bereich. Das wussten wir vor unserer ersten Wohnwagen-Reise noch nicht, als wir im Frühjahr nach Fehmarn fuhren: Unkontrolliert (von meinem Mann) packten die Zaubermaus zehn Puppen, der Mäuserich 20 Spielzeugautos und ich 30 Paar Schuhe (grob geschätzt) in den Wohnwagen.




Doch die rosigen Zeiten sind vorbei: Emma war nämlich auf der Waage. Wir sind dafür extra zum Schrotthändler gefahren und ich bin extra fluchtartig ausgestiegen, damit die Frau im Kontrollhäuschen nicht ablesen konnte, was ich auf die Waage bringe (als würde das die Dame interessieren). 1150 Kilogramm (ich darf doch sehr bitten: das bezieht sich natürlich auf Emma) inklusive Vorzelt - das war eindeutig zu viel, fand mein Mann, der sich sonst weder mit seinem noch mit meinem Gewicht befasst.




Weil er sich jedoch peinlichst an alle Regeln hält, die sich der Gesetzgeber so ausdenkt (er fährt zum Beispiel vorbildlich exakt 50, wenn Tempo 50 gilt), stand jetzt vier Wochen lang eine Waage im Eingangsbereich unseres Hauses. Als Mahnmal sozusagen - direkt vor der Küche. Während ich nach jedem Gang zum Kühlschrank sorgfältig darauf achtete, nicht versehentlich draufzutreten (nicht mal hinzuschauen), stellte mein Mann als eine Art Türsteher alles auf die Waage, was den Wohnwagen verlassen musste und was so immens notwendig war, dass es hinein durfte. Akribisch notierte mein Mann zarte Minus- und fette Pluszeichen auf seine Gewichtsliste. Dass wir das Vorzelt unter der Sitzecke unserer Emma herausholten und jetzt im Kofferraum unseres Autos transportieren, erbrachte uns eine Ersparnis von satten 16 Kilogramm. 




Vier Dekokissen à 1,2 Kilogramm und unter anderem ein künstlicher Lavendelbusch, der 600 Gramm wog, mussten ebenfalls die Emma verlassen, damit wir zum Beispiel eine Packung Oreo-Kekse, sechs meiner bislang nur halb gelesenen Romane und ein zweites Paar meiner Birkenstocks mitnehmen konnten. Denn wenn wir plötzlich Prioritäten setzen müssen und einen Teil der Deko aus dem Wohnwagen verbannen, dann bestimme ich wenigstens, was wir stattdessen mitnehmen: nämlich anderen Kram von mir.




Die strenge Gewichtskontrolle hatte jedoch auch ihre Vorteile: Ich kann mit meinem Wissen, wie viel eine Zeckenzange für Hunde, zehn Batterien und zum Beispiel 16 Unterhosen des Mäuserichs wiegen, irgendwann bei einer Neuauflage von "Wetten, dass?" antreten; Emma ist mit einem Idealgewicht von exakt 1200 kg in den Urlaub gestartet; und mein Mann grinste zufrieden, als er mit den vorgeschriebenen 100 km/h auf der Autobahn in Richtung Dänemark fuhr. Neben ihm seine Oreo-Kekse futternde Frau, die den ganzen Urlaub über brav weiterhin dafür sorgte, dass sich Emmas Gewicht reduzierte und - mehr oder weniger gerecht verteilt - auf die Hüften der Mitreisenden verlagerte. 




Macht's Euch leicht. Esst mehr Eiscreme!
Herzliche Grüße,
Sarah

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