Freitag, 19. Oktober 2018

Unser Schreckgespenst heißt Pseudokrupp: Wie wir uns bei einem nächtlichen Anfall verhalten

Scharlach, Mittelohrentzündung, gebrochene Arme, Magen-Darm: Als ich vor acht Jahren wusste, dass ich Mama werde, war ich auf viele Kinderkrankheiten gefasst. Nicht auf Pseudokrupp. Dabei zählt Pseudokrupp zu den häufigsten, akut auftretenden Krankheitsbildern bei Kindern, wie ich mittlerweile weiß: Experten gehen davon aus, dass etwa zehn bis 15 Prozent aller Jungen und Mädchen im Alter von einem bis sechs Jahren mindestens einmal einen Anfall erleiden. Ich hatte jedoch darüber zuvor weder etwas gehört noch gelesen - und ich bin eigentlich ganz gut informiert. Bis meine Tochter mit etwa vier Jahren ihren ersten Pseudokrupp-Anfall hatte. Weil auch der Mäuserich seit seinem vierten Lebensjahr immer mal wieder davon heimgesucht wurde, ist Pseudokrupp für uns das Schreckgespenst, das uns bereits in einigen Nächten fies erschreckt und um den Schlaf gebracht hat.




Der erste Pseudokrupp-Anfall der Zaubermaus ereignete sich mitten in der Nacht. Wir wurden - aus heiterem Himmel - von einem lauten, trockenen Husten aus dem Zimmer der Zaubermaus geweckt, den wir in dieser Form zuvor noch nie bei ihr gehört hatten. In den vorherigen Tagen hatte sie etwas Schnupfen gehabt und an jenem Abend war sie heiser gewesen - sonst gab es keine weiteren Anzeichen. Keine Bronchitis, kein Asthma, keine vorherigen Grunderkrankungen, kein Husten am Tag. Bis auf die Heiserkeit, die manchmal ein paar Stunden vor dem Anfall auftritt, gibt es bei meinen Kindern nach wie vor keine Symptome, die uns vor Pseudokrupp warnen könnten. 

Die Mäuse schlafen friedlich ein, bevor sie in den frühen Nachstunden - bei uns war das bisher in der Regel zwischen 23 und 4 Uhr nachts - mit einem extrem lauten, bellenden Husten erwachen, der mich an das Bellen eines Seehundes oder an das Blöken eines Schafes erinnert. So typisch-anders husten meine Kinder ausschließlich bei Pseudokrupp. 





Wir eilten damals zur Zaubermaus, die sich an den Hals fasste, nur noch leicht  krächzte und weiter hustete. Sie zog die Luft beim Einatmen laut ein und begann zu weinen. Als die Atemnot zunahm und die Maus panisch wurde, weil sie nicht wusste, was da in ihrem Hals "steckte" - so beschrieb sie die Enge im Kehlkopf -  wurde auch mir mulmig. Irgendwie gelang es mir, den kleinen Wurm etwas zu beruhigen, während wir uns und den Mäuserich nebenher anzogen und mitten in der Nacht ins Krankenhaus fuhren. 

Schon im Auto, als wir mit geöffnetem Fenster durch die Nacht fuhren, beruhigte sich die Zaubermaus - und mit ihr der Husten. Sie bekam besser Luft. Als wir im Krankenhaus ankamen, war der Anfall vorbei und wir zunächst sehr verunsichert. Bis uns der Kinderarzt, der die Maus gründlich untersucht und auch ihre Sauerstoffsättigung überprüft hatte, über Pseudokrupp aufklärte. Bei Pseudokrupp handele es sich um den abrupt einsetzenden Beginn einer Erkältung. Der folgende Infekt mache sich dadurch bemerkbar, dass die Schleimhäute in der Luftröhre anschwellen - und zwar im Bereich des Kehlkopfes und der Stimmbänder, erläuterte uns der Arzt damals. Da ihre Luftröhre noch recht eng sei, seien vor allem Kleinkinder von den Anfällen betroffen. Bei Kindern, die zu Pseudokrupp neigten, könnten die Anfälle in etwa bis zum Schuleintritt wiederholt auftreten. Danach verringere sich die Wahrscheinlichkeit, weil die Luftröhre nicht mehr so schnell anschwellen könne. Pseudokrupp-Anfälle verliefen in der Regel harmlos, vorschnell auf die leichte Schulter sollte man sie dennoch nicht nehmen, sagte der Kinderarzt.



Griffbereit: Das kortisonhaltige Zäpfchen, das uns der Kinderarzt verordnet hat, bewahren wir sonst im Kühlschrank auf. In Nächten, in denen ich mit einem Pseudokrupp-Anfall rechne, lege ich es in meinen Nachttisch.
   
Er verabreichte meiner Tochter noch ein kortisonhaltiges Zäpfchen zum Abschwellen der Schleimhäute  und gab uns - neben ein paar Tipps - ein zweites Zäpfchen für einen möglichen weiteren Anfall in der folgenden Nacht mit nach Hause. Das Zäpfchen, das es übrigens nicht frei zu kaufen gibt, sondern von einem Arzt verordnet wird, haben wir stets im Kühlschrank parat (ich achte auch darauf, dass wir stets zwei in unserer Urlaubsapotheke mit an Bord haben). 

In jener Nacht machte ich kein Auge mehr zu. Ich lauschte auf jeden Atemzug der Zaubermaus. Zum Glück blieb alles ruhig. Am kommenden Tag erholte sich die Zaubermaus zu Hause - von dem bellenden Husten war tagsüber nichts mehr zu hören. Sie war putzmunter. In der zweiten Nacht wurden wir erneut vom bellenden Husten der Zaubermaus geweckt. Da ich nun jedoch wusste, was dahintersteckte, hatten wir den vergleichsweise leichten Anfall schnell im Griff. Wir öffneten das Fenster und zählten Sterne. Ein Zäpfchen musste ich nicht geben. Direkt im Anschluss bekam die Maus eine Erkältung. 


Fenster oder Balkontüren öffnen: Die frische, kalte Nachtluft hat unseren Mäusen bisher stets gutgetan, wenn sie Pseudokrupp-Anfälle hatten.


Schon bald entwickelte ich ein Gefühl dafür, in welchen Nächten eventuell mit einem Pseudokrupp-Anfall zu rechnen war. Vor allem an nebligen, nasskalten Tagen beziehungsweise Abenden zwischen Anfang Oktober und Ende März, die ein wenig an die Atmosphäre eines Gruselfilms erinnern, hänge ich abends vorsorglich gern mal ein Handtuch über die Heizung in den Kinderzimmern, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Vor allem, wenn in Kindergarten beziehungsweise Schule mehrere Kinder gleichzeitig erkältet sind, und meine zwei Mäuse noch nicht, habe ich den Gedanken an Pseudokrupp im Hinterkopf. Man kann Pseudokrupp jedoch nicht verhindern.

So verhalten wir uns bei einem möglichen Pseudokrupp-Anfall:


  • Sind meine Mäuse an neblig-trüben Abenden heiser, schlafen sie in unserem Bett. 
  • Auf die Heizung im Schlafzimmer hänge ich ein feuchtes Handtuch, manchmal stellen wir auch einen Wäscheständer mit der noch feuchten Wäsche im Schlafzimmer auf.
  • Allgemein lüfte ich die Schlafräume gut durch. 
  • Neben das Bett stelle ich das Inhaliergerät mit Kochsalzlösung der Mäuse, und in die Schublade meines Nachttischs lege ich ein Kortison-Zäpfchen. 
  • Kommt es zu einem Anfall, beruhige ich mein Kind, wickele es ganz dick in unsere Bettdecke ein und setze mich mit ihm vor das geöffnete Fenster, während ich es inhalieren lasse. 
  • Bekommt es trotz der kühlen Nachtluft in der folgenden Viertelstunde noch schlecht Luft, gebe ich ihm ein Zäpfchen, das laut Medizinern innerhalb von 20 Minuten erfolgreich wirken sollte, und setze mich erneut ans Fenster. Wir zählen Glühwürmchen oder suchen nach Nachbars Katze - ich lenke mein Kind mit allen Mitteln ab.
  • Tritt keine Besserung ein, fahren wir zum Kinderarzt beziehungsweise dem Kinderärztlichen Notdienst - ist ja meist mitten in der Nacht. Nach einer genauen Untersuchung, bei der weitere Erkrankungen ausgeschlossen wurden, durften wir bisher immer wieder direkt nach Hause. 
  • Am Morgen danach suchten wir jedes Mal den Kinderarzt der Mäuse auf, der sich nach jedem Anfall stets ein Bild von unserem kleinen Patienten machten möchte. 
  • Ich gebe meine Kinder am Folgetag weder in Kindergarten beziehungsweise Schule noch zu irgendwelchen Nachmittagsaktivitäten, damit sie sich in Ruhe erholen können.
  • Auch lasse ich sie am Tag nach dem Pseudokrupp-Anfall dreimal mit Kochsalz inhalieren (das letzte Mal gegen 17 Uhr, um die nächtliche Hustenproduktion nicht anzuregen).

Die Folgenächte waren bei uns bisher in der Regel ruhig. Überhaupt beschränkten sich die Pseudokrupp-Anfälle der Mäuse auf die Herbst- und Wintermonate. Die Zaubermaus geht in die zweite Klasse, der Mäuserich ist sechs: Dem typischen Pseudokrupp-Alter sind sie langsam entwachsen. Mit etwas Glück bleiben wir in den kommenden Wochen verschont. Und falls nicht, bewahren mein Mann und ich Ruhe. Denn wenn wir Großen nicht in Panik verfallen, beruhigen sich auch die Kleinen meist recht schnell wieder.  




Bleibt ruhig - vor allem aber: bleibt gesund!
Herzliche Grüße,
Sarah


* Ich bin keine Medizinerin, sondern Journalistin. Die Angaben, die ich in diesem Beitrag mache, basieren ausschließlich auf Gesprächen mit Kinderärzten und meinen persönlichen Erfahrungen. Bei weiteren Fragen zu diesem Thema wendet Euch bitte an einen Arzt, der Euch individuell beraten kann.
** Unbeauftragte und unbezahlte Werbung für ein rezeptpflichtiges Arzneimittel.

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